Kreta ist die grösste und wohl bekannteste Insel Griechenlands. Sie ist 60km breit und stolze 254 km lang und bietet damit genug Platz zum Entdecken, Baden, Wandern und Erholen.
Obwohl eine Insel mit Stränden, ist Kreta sehr gebirgig und besitzt mehrere Berge, die über 2.500 Meter hoch sind. Wanderer und Kletterer kommen hier also ebenso auf ihre Kosten, wie Sonnenanbeter und auf jeden Fall die Archäologiefans.
Dabei ist die südliche Küste recht steil, während im Norden das Land gemächlich zum Meer abfällt.
An der Südküste befinden sich durch die Topografie bedingt viele Schluchten, die man zu Fuss erkunden kann, was besonders im Sommer eine willkommene Abwechslung vom heissen Sonnenschein bietet.
Tatsächlich liegt Kreta an der Grenze der Eurasischen und Afrikanischen Kontinentalplatten liegt. Die Erde ist daher in ständiger Bewegung und es kommen vereinzelt kleinere Erdbeben vor, dabei sind die allermeisten so schwach, dass man sie nicht spüren kann.
Doch tut sich etwas: Kreta sinkt ganz langsam, was man an historischen Ausgrabungsstätten an der Küste ablesen kann, von denen manche heute unter Wasser liegen.
Kreta hat die reichste Geschichte Europas und ist allein deshalb eine Reise wert.
Vor etwa 5.000 Jahren entstand mit der Minoischen Kultur die erste Hochkultur auf dem europäischen Kontinent, von der sich immer noch Reste von Gebäuden auffinden lassen. Mit den Mykenern übernahmen vor etwa 3.400 Jahren die ersten Griechen die Herrschaft über Kreta.
Seitdem wechselte Kreta unzählige Male die Hoheiten. Zunächst waren da die Römer, nach der Spaltung des römischen Reiches die Byzantiner; im 8. Jahrhundert die Muslime, welche ein unabhängiges Emirat Kreta gründeten, wieder Byzantiner, bis die Insel im vierten Kreuzzug an Venedig fiel (frühes 13. Jahrhundert). 1648 fiel Kreta an die Türkei und erst seit 1913 ist die Insel wieder griechisch.
Jede der Kulturen und Herrschaften hinterliess ihre sichtbaren Spuren auf der Insel, was sie zu einem grossartigen Potpourri der Geschichte macht. Es gibt eine sehr hohe Dichte an Ausgrabungsstätten, von denen jede eine individuelle Geschichte erzählt und die Spuren verschiedener Kulturmischungen trägt.
Die Hauptstadt Kretas ist Heraklion, im Zentrum der Nordküste, wo auch der grösste Flughafen liegt. Er wird unabhängig von den Jahreszeiten aus ganz Europa angeflogen. Von hier aus kann man ein Auto mieten oder bequem mit den Bussen der kretischen Gesellschaft KTEL zu allen Enden der Insel reisen.
An der Nordküste findet man die meisten Hotels und Strände, hier ist im Sommer auch recht viel los. Dafür hat man sich hier an die Touristen angepasst und bietet beispielsweise Schilder in zwei Schriftarten und Sprachen an.
Die Südküste hat meistens steile Klippen statt Strände und nur kleine Ortschaften. Manche Orte lassen sich bis heute nur per Boot erreichen. Wer also einen Erholungsurlaub weitab von Stress und Trubel sucht, sollte sich hier umsehen.
Die Hochebenen im Zentrum der Insel sind ebenfalls eine ruhige, aber sehr pittoreske Gegend voller Weiden und Olivenhainen mit Gebirgen im Hintergrund.
Kreta hat ein typisch mediterranes Klima mit heissen und trockenen Sommern und moderaten, feuchten Wintern. Bei 15 Grad im Januar und Februar lässt sich immer noch sehr gut Wander- oder Besichtigungsurlaub machen, nur der Strand ist dann eher für Hartgesottene.
In den Bergen sinken die Temperaturen natürlich, wer Kreta also im Hochsommer besucht, kann sich jederzeit in die kühleren Hochlagen zurückziehen.
Die kretische Hauptstadt, auf Griechisch Iraklio genannt, ist das wirtschaftliche und beinahe auch geografische Zentrum der Insel. Hier leben knapp ein Drittel der etwa 620.000 Einwohner Kretas und es dennoch ist Heraklion nicht einfach nur eine Grossstadt wie jede andere. Der Legende nach ging der antike Held Herakles (Herkules) hier an Land und fing den kretischen Stier.
Heraklion bietet viele Hotels, einen riesigen Hafen (wo es immer etwas zu sehen gibt), Stadtbummel mit Shopping, Strände und Kultur. An vielen Plätzen findet man Spuren der venezianischen Zeit, wie beispielsweise Reste der Stadtmauer, venezianische Loggias und die Hafenfestung Koules.
In der Fussgängerzone, welche sich vom alten Hafen nach oben zum Morosini-Brunnen zieht, liegt die byzantinische St. Titus-Kirche. Genauso wie ganz Kreta, erzählt diese Kirche die Geschichte der verschiedenen Epochen.
Der erste Bau wurde im 10. Jahrhundert von Byzantinern errichtet und war eine griechisch-orthodoxe Kirche.
Nach der Eroberung durch Venedig wurde sie für etwa 240 Jahre römisch-katholisch, dann unter den Türken zur Moschee und 1925 schliesslich wieder griechisch-orthodox. Auch der Bau wurde immer wieder geändert, was diversen Bränden und Erdbeben zu verdanken ist.
Rund um Heraklion liegen diverse Strände, sie beginnen bereits nur einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Insgesamt findet man im Stadtgebiet knapp 10km Sandstrände, also ist es egal, wie viel los ist.
Man findet immer einen Platz. Alle Strände verfügen auch über nette Tavernen und gute Gelegenheiten fürs Wind- und Kitesurfen.
Nur fünf Kilometer von Heraklion entfernt liegt Knossos, Kretas wichtigste und beeindruckendste Ausgrabungsstätte.
Auch wer sich überhaupt nicht für Geschichte interessiert, sollte einmal im Leben Knossos besucht haben – die Faszination ist einfach zu gross. Der Palast war jahrhundertelang unter der Erde vergraben und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und über Jahrzehnte hinweg ausgegraben.
Der Engländer Sir Arthur Evans machte sich ausserdem daran, Teile des Palastes wiederaufzubauen.
Dabei ist nicht immer klar, ob der Neubau geschichtlich korrekt ist, aber er gibt den Besuchern einen guten Eindruck über die Grösse (oder den Grössenwahn) des damaligen Palastes, der in der frühen Antike mit damaligen Mitteln und Werkzeugen mühsam gebaut wurde. Man weiss mit Sicherheit von 800 Räumen verteilt auf 5 Stockwerken, doch es gibt Hinweise, dass der Palast sogar bis zu 1300 Räume gehabt hatte. Die Stätte, wo Knossos errichtet wurde, ist bereits seit mindestens 6.000 Jahren ununterbrochen besiedelt.
Der Bau des Palastes selbst wurde grösstenteils zwischen 2.100 und 1.800 vor Christus errichtet, ist also solide 4.000 Jahre alt. Das Besondere am Palast ist, dass er keine Verteidigungsmauer besitzt.
Stattdessen gab es einen Hof in der Mitte, der 53m X 28m gross war, von dem aus sich viele Gänge, Galerien und Treppen in die einzelnen Teile des Palastes führten.
Heute noch sieht man ganze Gebäude aus der minoischen Zeit, dazu die neuen Anbauten, welche einen sofort in eine Zeit von vor 4.000 Jahren versetzen.
Ein Highlight der Besichtigung ist auf jeden Fall das Wandgemälde mit Delfinen, welches neben anderen Wandmalereien besser erhalten ist, als Malereien in Pompeii. Und das, wo Knossos über 1.000 Jahre älter ist!
Auf griechisch Gortyn genannt, bildet Gortys eine weitere berühmte Ausgrabungsstätte. Sie liegt etwa 40 Kilometer südlich von Heraklion, nahe der Südküste Kretas. Der Legende nach wurde die Stadt vom altgriechischen König Minos gegründet und erbaut.
Das kann gut möglich sein, denn nach heutigem Stand weiss man, dass es bereits im Neolithikum eine Siedlung an dieser Stelle gab, welche in der minoischen Zeit zur Stadt ausgebaut wurde.
Vor etwa 3.200 Jahren wurde Gortys zum Zentrum der zentralen Südküste Kretas und hatte zwischen 40.000 und 80.000 Einwohner.
Auch Homer erwähnt Gortys in der Ilias als eine der Städte, welche von Idomeneus regiert wurden. Eine Besichtigung erstreckt sich leider nur über die Tituskirche und das Odeion aus der Römerzeit.
Die anderen Areale sind bislang eingezäunt und können nur von Weitem betrachtet werden, da bisher noch keine Pfade oder Stege angelegt wurden, die eine Besichtigung ohne Beschädigung der archäologischen Schätze erlauben würde.
Trotzdem ist Gortys einen Besuch wert, wenn auch vielleicht nicht im heissen Hochsommer.
Auf einem Höhenrücken zwischen der Südküste und der Messara-Ebene befindet sich der historische Palast Phaistos, welche der Sage nach ebenfalls von Minos gegründet wurde und nach einem Sohn oder Enkel von Herkules benannt wurde. Fakt ist jedoch, dass der Palast in seiner ersten Version vor etwa 3.900 Jahren erbaut wurde und seitdem erweitert und modernisiert wurde, bis er zur Zeitenwende an Bedeutung verlor und allmählich verlassen wurde.
Auch wenn es sich hier „nur“ um eine Ruine handelt, ist es doch faszinierend, wie viel noch erhalten ist.
Es sind nicht nur Grundmauern erhalten geblieben, sondern auch komplette Hofanlagen, halbe Stockwerke und in manchen Räumen sehen die Steinfliesen aus, als wären sie erst vor wenigen Jahren gelegt worden. Genau wie im Palast von Knossos ist es auch hier äusserst faszinierend zu sehen, wie derart opulente Gebäude mit einfachsten Mitteln aus jener Zeit errichtet wurden.
Wir wissen, dass die Minoer, das Volk, das beide Paläste baute, noch kein Eisen kannte. Sie arbeiteten meistens mit Bronze- und Steinwerkzeugen. Selbst das Rad war damals noch nicht sehr lange bekannt!
Bislang sind über 8000m² des Palastes bekannt, doch die Ausgrabungen sind auch nach über 100 Jahren noch immer nicht abgeschlossen. Man weiss nie, welche Überraschungen sich noch im Boden von Festos verbergen.
Nach vielen Ausgrabungsstätten und Geschichte wird es Zeit für den erholsamen Teil der Ferien auf Kreta. Agios Pavlos ist hervorragend dafür geeignet, einfach mal abzuschalten und das Leben zu geniessen.
An der Südküste Kretas gelegen, ist die Ortschaft, welche am Ende einer 13km langen Strasse mit zahllosen Serpentinen liegt, vom Massentourismus bisher verschont geblieben.
Hier können Sie das ursprüngliche Kreta kennenlernen, ganz ohne Massentourismus und Hotels. Die meisten Unterkünfte bestehen aus kleinen Pensionen mit einer Taverne im Erdgeschoss.
Aber keine Sorge, auch hier sprechen die meisten Englisch oder sogar Deutsch. Die geschützte Bucht besitzt einen dunklen Sandstrand, im Wasser hat es allerdings rutschige Steinplatten, weshalb es praktisch ist, Wasserschuhe beim Baden anzuziehen.
Am westlichen Ende der Bucht liegt ein kleines Kap, das Kap Melissa, über welches man zu einem weiteren und sehr langen Sandstrand gelangen kann.
Mangels Touristen ist dieser Strand beinahe unberührt und lädt Sie dazu ein, lange Spaziergänge zu unternehmen oder einfach die Seele baumeln zu lassen.
Das Kap Melissa selbst ist übrigens auch einen Besuch wert, da es eine eigenartige Felsformation besitzt, welche von den Einheimischen „Krokodil“ genannt wird.
Obwohl an der Südküste Kretas gelegen, verfügt Matala über einen der schönsten Strände auf Kreta.
Bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es hier nur eine Handvoll Häuser, doch dann wurde die Gegend von den Hippies aus Nordeuropa entdeckt.
Sie lebten in kleinen Höhlen am Strand, unter ihnen auch Berühmtheiten wie Bob Dylan oder Joni Mitchell und Janis Joplin. Joni Mitchell schrieb einen Song über ihre Erlebnisse in Matala, „Carey“. Darin kommen nicht nur die Höhlen und die Hippiegemeinde vor, sondern auch Plätze in Matala, wie das Mermaid Café, welches bis heute in Betrieb ist.
Heute kann man nicht mehr in den Höhlen übernachten. Sie sind eingezäunt worden und man kann sie gegen Eintritt besichtigen, wie eine Ausgrabungsstätte.
Im Sommer ist Matala leider etwas überlaufen, aber in der Nebensaison nach wie vor ein ruhiger Ort.
Auch die Tavernenlandschaft Matalas ist von ausgezeichneter Qualität. Speziell die Fischgerichte sind immer frisch und wunderbar. Und was fühlt sich mehr nach Urlaub an, als in einer Taverne am Strand zu essen, während man einen der berühmten Matala-Sonnenuntergänge beobachtet.
Rethymnon ist die drittgrösste Stadt Kretas und liegt an der Nordküste, etwa eineinhalb Stunden von Heraklion entfernt. Die Stadt ist vor allem für ihren wunderbaren Strand bekannt, der sich über 10km erstreckt.
Abgesehen vom Strand ist auch die Stadt sehr sehenswert. Ähnlich wie Heraklion gibt es hier ein reiches venezianisches Erbe, das so original erhalten und besonders ist, dass die ganze Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.
Das Herzstück der Altstadt bildet der Rimondi-Brunnen mit drei Löwen. Von hier aus kann man sich in alle Richtungen in die engen Gässchen treiben lassen und die besondere Atmosphäre Retymnons geniessen.
Lassen Sie sich Zeit, denn Sie werden sich auf jeden Fall in diesem Labyrinth verlaufen. Trotz enger Gassen haben hier fast alle Tavernen und Cafés draussen Tische und Stühle aufgestellt. Dadurch kann eine Gasse schon mal auf einen knappen Meter schrumpfen, aber wer einfach nur Leute beobachten will, ist hier genau richtig. Es gibt immer etwas zu sehen.
Auf einer Anhöhe oberhalb der Stadt steht die Festung Fortezza, die aus dem 16. Jahrhundert stammt. Auch wer sich gar nicht für historische Gemäuer interessiert, sollte mindestens einmal hierherkommen, denn allein der Blick von der Festung über die Stadt, die Berge und das Meer ist das Laufen wert. Ausserdem gibt es hier im Sommer eine Open-Air-Bühne für Konzerte und Theateraufführungen.
Kreta ist für alle, die sich für Geschichte und Ausgrabungen interessieren, ein Pflichtbesuch! Sie können Wochen hier verbringen und immer noch auf neue Aspekte der Geschichte und Archäologie stossen. Neben den vielen Ausgrabungsstätten gibt es in beinahe jedem Ort ein Museum, in dem Fundstücke aus allen Epochen von 4.000 v.Chr. bis heute ausgestellt werden!
Doch auch für „Nicht-Archeologen“ ist Kreta ein wunderbares Ferienziel mit vielen Stränden, grossen Touristenstädten, aber auch kleinen Dörfern in ländlichen Gegenden und pittoresken Buchten!